Ich heiße Monika und bin Inhaberin von 4 Einzelhandelgeschäften in Berlin, Dresden und Leipzig – 3 Modegeschäften und einem Deko/ Geschenkeladen.
Mir fehlt langsam das Verständnis für Verlängerung des Lockdowns für den Einzelhandel.
Der erste Lockdown hat uns mitten in der Frühjahrs Saison getroffen. Damals hatte ich für die Maßnahmen Verständnis, damals hieß es noch – wir müssen zusammenhalten, so schaffen wir das. Natürlich haben wir einen großen Umsatzverlust erlitten, aber als sehr gut funktionierendes gesundes Unternehmen hatten wir Reserven, um den Schaden abzufangen. Nach dem Lockdown haben wir alle Kräfte zusammengerafft und gemeinsam mit unseren tollen Mitarbeitern und Kunden eine tolle Sommer- und Herbstsaison gehabt. Meine Läden – sind ca. 100 Quadratmeter groß, wir haben sehr darauf geachtet, dass sich nur die erlaubte Kundenanzahl im Laden befindet, die Kunden haben auch draußen gewartet bis der Laden wieder leer war. Darauf haben meine Mitarbeiter sehr geachtet, um sich selbst und auch unsere Kunden zu schützen. Und das hat wunderbar funktioniert.
Wenn ich jetzt die Situation in meinen Läden mit der Situation in Lebensmittelgeschäften vergleiche, fühle ich mich milde gesagt verarscht.
Jedes Mal, wenn ich einkaufen bin, sehe ich Menschenmassen in Kaufhallen. Es ist nicht möglich da Abstand zu halten. Ich war vor einigen Tagen in einem Berliner Kaufland und da war es so voll, richtige Menschenmassen im Laden, niemand hat darauf geachtet, dass der Laden komplett überfüllt war, keine Kontrolle beim Einlass, draußen waren noch viele Körbe frei. Ich dachte im Laden findet eine Corona Shopping Party statt.
Und das ist nicht der Einzelfall, diesen Zustand beobachten auch viele andere Menschen.
Fragen sie das Personal in Lebensmittelläden, jeder der einkaufen geht sieht wie es ist.
Und dagegen wird nichts getan, keine Kontrollen, die Lebensmittelindustrie verdient sich ein fettes Plus. Da dürfen sich die Menschen versammeln.
Ich sehe hier keinen Sinn und verstehe nicht warum meine Läden geschlossen bleiben müssen, als ob bei uns die größten Coronaübertragungen stattfinden würden. Wo sind die Studien die das belegen, dass gerade die kleinen Einzelhandelsgeschäfte Super Spreader sind??????
Ich verstehe auch diese Ungleichbehandlung nicht.
Warum dürfen Papeterie Läden offen sein?
In meinem Kiez darf ein eleganter Schreibwarenladen der auch Geschenk/Deko Artikel verkauft offen sein während meine Läden zu sind. Sind edle Kugelschreiber und edles Verpackungspapier wirklich überlebensrelevant?
Wie wird das begründet und erklärt?
Warum dürfen meine Geschäfte nicht offen sein?
Warum diese Ungleichbehandlung?
Wenn man schließt dann soll man wirklich alle Läden schließen, auch Buchhandlungen, auch Schreibwarenläden, auch Spätis und nicht so selektiv bestimmen wer darf wer nicht.
Neulich habe ich gelesen, dass ein Concept Store in Lüneburg eine Sondererlaubnis vom Stadtbürgermeister bekommen hat und wieder öffnen darf. Wo ist dann hier eine Gleichbehandlung? Warum dürfen manche und andere nicht? Was für ein Zweck befolgt dieses Infektionsschutzgesetz?
Der zweite Lockdown hat mich mehr getroffen- mit dem verlorenem Weihnachtsgeschäft habe ich mich schnell abgefunden aber wir haben jetzt Anfang Februar und es fehlt immer noch die Perspektive der Öffnung. Für uns heißt das, das wir die Winter Ware komplett einpacken müssen – im März kann ich keine Pullover mehr verkaufen.
Wenn wir dann endlich wieder öffnen dürfen (wann ist ja noch die große Frage) kommt auf uns eine große Warenwelle zu, die ich bezahlen muss, ohne dass ich 6 Wochen keinen Cent eingenommen habe. Ihr könnt euch vielleicht ungefähr vorstellen was das bei 4 Läden für eine große Summe sein wird.
Diese Ware habe ich vor 6 Monaten bestellt, so sehen die Prozesse im Modehandel aus.
Unsere Bestellungen basierten auch aus der Aussage von unseren ach so tollen Ministern:
„Am 1. September noch versicherte Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) auf einer Bühne vor verunsicherten Bürgern in Bottrop (NRW): „Man würde mit dem Wissen heute, das kann ich Ihnen sagen, keine Friseure mehr schließen und keinen Einzelhandel mehr schließen. Das wird nicht noch mal passieren.“
Gut funktionierende Läden müssen vorausplanen d.h. die Order Termine finden ein halbes Jahr im Voraus statt. Ich kann jetzt nicht den Lieferanten sagen- hej- bitte schickt mir keine Ware- jetzt brauche ich nicht so viel. Das geht einfach nicht, alles ist schon produziert. Selbst meine privaten Ersparnisse werden nicht reichen die für Frühling Sommer bestellte Ware zu bezahlen. Dabei muss ich noch 4x Miete bezahlen, bei meinen Angestellten das Gehalt überweisen. Klar ich bekomme das Geld in Form von Kurzarbeitergeld zurück, aber was bedeutet das denn für meine Angestellten. Diese erhalten seit nun schon 6 Wochen nur 60% / 67% ihres normalen Gehalts und sollen davon weiter ihre Ausgaben, die ja nicht niedriger sind als vor dem Lockdown, bestreiten. Wie soll das noch länger so weiter gehen.
Bisher wurde Hilfen in Form von Fixkostenerstattungen für die Miete und jetzt ganz neu Abschreibungserstattungen auf die Winterware versprochen. Nichts davon ist bisher beantragbar.
Und dann der absolute Hammer:
„Einzelhändler können daher unter bestimmten Voraussetzungen ihre Abschreibungen auf das Umlaufvermögen bei den Fixkosten berücksichtigen. Diese Warenabschreibungen können zu 100 Prozent als Fixkosten zum Ansatz gebracht werden. Dies ergänzt die bereits vorgesehene Möglichkeit, handelsrechtliche Abschreibungen für Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens in Höhe von 50 Prozent des Abschreibungsbetrages als förderfähige Kosten in Ansatz zu bringen.
Missbrauch soll so weit wie möglich ausgeschlossen und eine effektive Kontrolle gewährleistet werden. Voraussetzung ist daher, dass Unternehmen im Jahr 2019 aus ihrer regulären Geschäftstätigkeit einen Gewinn und im Jahr 2020 einen Verlust erwirtschaftet haben und direkt von Schließungsanordnungen betroffen sind. Für Unternehmen, die erst 2020 gegründet wurden, gelten Sonderregeln.
Das heißt gesunde Unternehmen die in 2020 trotzdem noch gut gewirtschaftet haben und einen kleinen Gewinn erwirtschaftet haben werden von diesen Warenabschreibungen in keinster Weise profitieren und bleiben komplett auf Ihrem Winterbestand sitzen ohne jegliche Entschädigung für die Zwangsschließung ihrer Läden.
Das ist eine bodenlose Frechheit und eine Ungerechtigkeit ohne Ende.
Die Anträge müssen durch einen Steuerberater gestellt werden. Das wird ein langer Prozess, bis das Geld für Fixkosten bei uns ankommt und zusätzlich müssen wir den Steuerberater natürlich auch bezahlen.
Das alles ist ehrlich gesagt keine Hilfe für mein Unternehmen – das Geld wird an die Vermieter fließen- mein Unternehmen bekommt keine Entschädigung für die Schließzeit.
Ich als Selbständige bekomme keinen Cent und darf seit über 6 Wochen kein Geld verdienen.
Das frustriert schrecklich. Und wenn ich an meine Mitarbeiter denke, die mit 60% des Gehaltes an ihre Grenzen kommen. Ich habe das Gefühl es wird nur von manchen Branchen erwartet, ein Opfer für Allgemeinwohl zu tragen.
Noch ein Wort zum Thema Hilfe – eigentlich sollte man das korrekt formulieren- Entschädigung- ich brauchte keine Hilfe vom Staat, wenn meine Geschäfte offen sind, zahle immer Steuer und alle Abgaben, bin immer korrekt.
Jetzt darf ich aufgrund der staatlichen Verordnung meine Tätigkeit nicht nachgehen um ein Ziel zu verfolgen- die Coronazahlen zu minimieren und dabei werde allein gelassen.
Als ob es nur meine Sache wäre das zu überleben.
Infos zu Hilfen sind verwirrend. Tatsächliche Hilfen liegen nicht vor. Und dazu kommt schreckliche Empathielosigkeit seitens der Politiker. Beamten und Politiker- sie bekommen das Gehalt normal weiter, für die bricht nicht ihr Leben zusammen, die machen nur ein bisschen Krisenmanagement, dürfen nicht ins Restaurant gehen, müssen auf schöne Dinge erstmal verzichten, aber bekommen ihr Geld zum Leben weiterhin.
Wenn ich ein Opfer für die Allgemeinheit aufbringen soll, dann erwarte ich dabei eine Unterstützung und wenigstens ein wenig Entgegenkommen.
Und wie gesagt- bisher habe ich keine einzige Hilfe vom Staat bekommen. Keine Hilfe und kein Plan, was mit mir und meinem Unternehmen passiert. Und ich sehe dabei eine große Ungerechtigkeit.
Wenn sich das noch länger hinzieht, wird mein bisher top funktionierendes, seit 15 Jahren mit viel Liebe und Engagement geführtes Unternehmen ohne dass ich was falsch gemacht habe untergehen.